Knapp 40 Meter lang, zehn Meter breit und sechs Meter hoch: Wo ein Dinosaurier bequem Platz finden könnte, werden nun die Räder von vlexx-Zügen wieder in Schuss gebracht. Denn hinter dem vlexx-Werksgelände ist die Halle für eine eigene Unterflur-Radsatz-Drehmaschine – kurz: URD– fertiggestellt worden.

Zwar werden die insgesamt 63 Lint-Fahrzeuge von vlexx schon im eigenen Betriebswerk in Mainz gewartet, aber eine Möglichkeit, die Räder zu bearbeiten gab es bisher nicht. So mussten die Fahrzeuge an andere Standorte, wie z.B. Frankfurt-Griesheim, Kassel, Neustrelitz und Sangerhausen, gebracht werden, damit sie dort in einer URD instand gehalten werden konnten. „Wir sind mit der URD flexibler in der Instandhaltung und können die Züge schneller wieder in den Einsatz bringen“, sagt Flottenmanagerin Isabelle. Denn die Fahrzeuge fehlten für die Zeit der Instandhaltung schlichtweg im Betrieb. Nun spart die neue Maschine viel Zeit. Aber auch in Sachen Umweltfreundlichkeit kann die URD punkten: Emissionen werden reduziert, weil die langen Fahrten an die anderen Standorte nicht mehr notwendig sind.

Ist das Profil bei PKW-Reifen runtergefahren, tauscht die Autowerkstatt um die Ecke sie gegen neue aus. Weil bei Zügen die Räder jedoch aus Metall bestehen, werden sie zunächst nicht gewechselt, sondern das Radprofil wird nachgedreht. Denn auch Zugräder können verschiedene Verschleißerscheinungen aufweisen: So kann das Profil runtergefahren sein oder es können Unebenheiten entstehen. „Fährt das Fahrzeug über etwas drüber, können Schäden am Profil entstehen. Dann muss nachgedreht werden“, erklärt die Flottenmanagerin. Werkstatt-Mitarbeitende spüren kleinste Unebenheiten mit der Unterflur-Radsatz-Drehmaschine auf und drehen die Räder wieder rund, damit sie wieder sicher auf den Schienen rollen. „Mit der Maschine können wir aber jetzt auch viel schneller Rundlaufmessungen an den Rädern durchführen“, erklärt Isabelle. Damit ließe sich feststellen, ob das Rad noch rund läuft.

Mit den ersten Planungen für eine eigene URD begann vlexx bereits im September 2020. Der Startschuss für den Bau der Halle fiel schließlich im April 2021. Projektleiterin Heike hatte den Bau dabei die ganze Zeit im Blick. Neben den üblichen baulichen Herausforderungen kamen bei diesem Projekt noch die bahnspezifischen Anforderungen hinzu. „Das Bauvorhaben hat gut geklappt, auch wenn es etwas länger gedauert hat als geplant. Aber die Gewerke haben unerwartete Vorkommnisse so gut ausgeglichen, dass ein weiterer Verzug aufgefangen werden konnte“, so die Projektleiterin. Einen beeindruckenden Höhepunkt gab es im Dezember 2021: Ein Schwerlastkran hob die 18 Tonnen schwere Maschine millimetergenau an ihren vorgesehenen Platz in der Halle. Nachdem die letzten Installationen vor Ort durchgeführt und die Werkstatt-Mitarbeitenden für den Umgang mit der Maschine geschult waren, ist die neue URD seit kurzer Zeit im Einsatz.