Betriebsplaner Max
Wie bei einem Puzzle setzt Betriebsplaner Max nach und nach die Teile zusammen – denn einmal im Jahr steht ein besonderer Termin im Kalender: der EU-weite Fahrplanwechsel im Dezember. Dafür jongliert Max schon Monate vorher mit den Wünschen verschiedener Akteur:innen, um schließlich einen Fahrplan zu erstellen, nach dem die Kund:innen dann täglich fahren können.Umfangreiche Planung für den optimalen Fahrplan
Der Tag ist fix, das Datum variabel: Jedes Jahr ab dem zweiten Sonntag im Dezember gilt ein neuer Fahrplan – auch bei vlexx. Und die Vorarbeit beginnt zeitig!
Schritt 1: Bündelung bestehender und neuer Anforderungen
Bereits Anfang des laufenden Jahres setzen sich Max und seine Kolleg:innen mit den Fahrzeiten für den neuen Fahrplan auseinander. Dass beispielsweise der RE 3 morgens um 6:58 Uhr ab Mainz in Richtung Frankfurt fahren kann, entscheidet das vlexx-Team nicht alleine. Denn neben vlexx sind noch andere Betreiber auf der Schiene unterwegs. Die Wünsche der Verkehrsunternehmen und die der verschiedenen Aufgabenträger müssen irgendwie koordiniert werden, da nicht alle Züge gleichzeitig fahren können. Das alles unter einen Hut zu bekommen, braucht viel Zeit und Geduld.
Bereits mit der Ausschreibung eines Verkehrsnetzes bekommt das Verkehrsunternehmen von den Aufgabenträgern bestimmte Vorgaben für den Fahrplan. „Die Aufgabenträger geben im Ausschreibungsfahrplanvor, wie die Strecke von A nach B bedient werden soll, zum Beispiel im Stundentakt, und an welchen Knotenbahnhöfen Anschlüsse gewährleistet werden müssen”, erklärt Max. Zudem geben die Aufgabenträger die Verkehrstage der Züge vor: Soll der Zug nur Montag bis Freitag fahren oder am Wochenende – und so weiter. Darüber hinaus geben sie auch für jeden Zug die benötigte Sitzplatzkapazität vor. So müssen beispielsweise im Berufs- und Schülerverkehr mehr Sitzplätze vorhanden sein. Außerdem bestehen stellenweise Wünsche nach zusätzlichen Sonderverkehren wie Ausflugszüge oder Züge zu besonderen Events.
Gültiger Fahrplan bildet Grundlage für weitere Optimierung
Als Grundlage für einen neuen Jahresfahrplan dient immer der aktuell gültige Fahrplan, der stets optimiert und weiterentwickelt wird. Dafür tauschen sich die Aufgabenträger und vlexx bereits Anfang des Jahres aus. Beide Seiten bringen ihre Anpassungswünsche ein. Hinzu kommen die Anmerkungen der Fahrgäste, die im Kundencenter oder bei den Aufgabenträgern eingereicht wurden. Es wird unter anderem geprüft, ob die Wunsch-Fahrtzeiten mit den eingesetzten Fahrzeugen einzuhalten sind und ob die Bahnsteiglängen mit den Zuglängen kompatibel sind. „Angesprochen werden dabei aber auch die von der DB Netz AG geplanten Großbaustellen, die wir im Fahrplan berücksichtigen müssen“, ergänzt der 27-Jährige. Anschließend gibt es einen ersten Fahrplanentwurf.
Schritt 2: Formale Fahrplanbestellung und Überprüfung
Dann kommt ein weiterer Akteur ins Spiel, mit dem sich vlexx abstimmt: Bis Anfang April müssen die benötigten Trassen bei der DB Netz AG formal bestellt werden. Das Tochterunternehmen der Deutschen Bahn betreibt in Deutschland nahezu das komplette Schienennetz. Hier werden dann die Trassenwünsche aller deutschen Nahverkehrsunternehmen geprüft und zeitgleich mit dem Fahrplan des Fern- und Güterverkehrs koordiniert. Dabei werden verschiedene Fragen geklärt, wie beispielsweise: Ist die gewünschte Strecke verfügbar, fährt dort nicht schon ein anderer Zug? Wie schnell kann der Zug fahren? Und braucht er eine Oberleitung?
Schritt 3: Abstimmung erforderlicher Anpassungen
Anschließend erstellen die Konstrukteure von DB Netz bis Anfang Juli den vorläufigen Netzfahrplan. „Den besprechen wir dann nochmals mit den Aufgabenträgern – ob alles wie gewünscht umsetzbar ist oder nicht. Mitunter müssen einzelne Trassenanmeldungen nochmal geändert werden, um eine gemeinschaftliche Lösung zu finden, die für alle Akteure umsetzbar ist“, so Max.
Schritte 4 + 5: Vertragliche Besiegelung und Veröffentlichung
Ende August steht dann der endgültige Entwurf des Netzfahrplans der DB Netz AG und die finalen Trassenbestellungen werden aufgegeben. Dann erwartet die vlexx-Betriebsplaner:innen weitere Puzzlearbeit: Sie müssen die einzelnen Linienfahrten zu einem gesamten Zugumlauf verknüpfen. Das bedeutet, sie planen, wo die Züge nach ihrem täglichen Einsatz abgestellt werden, wo Tankstopps einzulegen und wie Leerfahrten zu vermeiden sind. Auch die Dienste für das Personal werden von den Betriebsplanern erarbeitet. „Für jeden angefahrenen Bahnhof muss zudem die Infrastruktur bei der DB Station & Service AG angemietet werden, damit die vlexx-Züge zum Beispiel auf den Anzeigetafeln erscheinen und angesagt werden. Das ist natürlich für die Fahrgäste ganz wichtig“, betont Max. Und als letzter Schritt vor dem Fahrplanwechsel wird der Fahrplan veröffentlicht – in den Infomedien von vlexx genauso wie in der elektronischen Fahrplanauskunft.
Außerplanmäßige Anpassungen
Nach dem Fahrplanwechsel können sich die vlexx-Betriebsplaner:innen jedoch nicht entspannt zurücklehnen. Im Jahresverlauf kommen zahlreiche Baustellen oder auch unvorhersehbare Störungen dazu, die das Überarbeiten der Fahrpläne notwendig machen. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn ein Halt ausfallen muss oder Züge umgeleitet werden. Die Coronakrise ist ein Paradebeispiel dafür, dass die Betriebsplaner kurzfristig den Fahrplan umgearbeitet haben. „Während des Lockdowns im April haben wir das Zug-Angebot zeitweise verringert und mussten deshalb komplett neue Umlaufpläne erstellen, einschließlich neuer Tankstopps und alternativer Abstellpläne. Auch Trassen, die wir nicht gefahren sind, mussten wir einzeln abmelden, um Kosten zu senken. Nicht zuletzt hatte das auch Auswirkungen auf die Dienstpläne des Personals“, erläutert Max. Für seine Kolleg:innen und ihn wird es also nie langweilig.