Karriere trotz Auszeit
Auf den ersten Blick gibt es nicht viel, was Bücher und Züge gemeinsam haben – aber Heike schafft es, beides miteinander zu verbinden. Die studierte Bibliothekarin leitet heute das Projekt-, Prozess- und Qualitätsmanagement bei vlexx. Bevor die gebürtige Magdeburgerin das vlexx-Team 2017 verstärkt hat, bestritt sie einen interessanten Karriereweg, der eindrucksvoll zeigt, was durch die richtige Einstellung und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten alles möglich wird.
Heike hatte schon immer einen gesunden Ehrgeiz. Als sie mit Mitte Zwanzig mit ihrem Sohn schwanger wird, hat sie bereits eine Ausbildung und ein Studium abgeschlossen und arbeitet gerade in ihrer ersten Führungsposition in der wissenschaftlichen Redaktion der Universität Magdeburg. Nach der Geburt ist es für sie wie selbstverständlich, dass sie zu Hause bleibt und ihr Mann weiter arbeiten geht. „Ein Gleichberechtigungsproblem gab es zwischen uns nie, aber geprägt von den gesellschaftlichen Konventionen kam mir eine Abweichung von der klassischen Rollenverteilung nicht in den Sinn“, erklärt Heike. Rückblickend würde sie heute ihren Mann stärker in die Kinderbetreuung involvieren, um selbst früher wieder in anspruchsvolle Tätigkeiten einsteigen zu können.
Ihr Umzug nach Uelzen nach der Wende durchkreuzten allerdings Heikes Pläne eines schnellen Wiedereinstiegs ins Berufsleben. Die Entfernung zu den Familienmitgliedern war groß und auch das Angebot von Tagesmüttern und Kitas war noch schlechter als heute. Bis auf kleinere Tätigkeiten kümmerte sie sich deshalb weiter um ihren Sohn. „So sehr ich die Zeit mit meinem Sohn genossen habe, merkte ich in dieser Zeit auch, dass noch mehr Potenzial in mir steckte, das ich beruflich ausleben wollte“, so Heike. Sie nutzte die Zeit, um bei den Veränderungen im Büroalltag auf dem neusten Stand zu bleiben, inzwischen hatte sich zum Beispiel der Computer etabliert.
Als Alter und Selbständigkeit ihres Sohnes es zuließen, begann Heike wieder Vollzeit zu arbeiten. Sie sammelte Erfahrungen in verschiedenen Verlagen – auch in Führungspositionen. Aber richtig glücklich machte sie die Arbeit nicht, deshalb wechselte Heike 2007 in die Zugbranche und wurde Kundenberaterin im Kundencenter von metronom. Hier bemerkte sie, dass im Unternehmen viele Projekte geplant waren, sich aber keiner für die Umsetzung verantwortlich sah. Ohne eine wahre Hoffnung bewirbt sie sich initiativ als Projektleiterin. Überraschend hat sie Erfolg und kreiert so eine ganz neue Position im Unternehmen. „Das war ein richtiger Aha-Moment für mich, dadurch realisierte ich, was für Möglichkeiten sich mir bieten, wenn ich das mache, was mir Spaß macht und ich gut kann“, beschreibt sie die damalige Situation.
Heikes Fähigkeiten haben sich in der Zugbranche schnell herumgesprochen, auch bei vlexx ist man auf die pragmatische Projektmanagerin aufmerksam geworden. Kurzerhand wurde sie ins Team geholt, um die Betriebsaufnahme des neuen Streckennetzes im Saarland zu leiten. Auch nach Projektabschluss ist Heike als fester Bestandteil des Führungskräfteteams bei vlexx geblieben und widmet sich der Einführung neuer Projekte und treibt die Digitalisierung im Unternehmen voran.
Zum Weltfrauentag will sie gerne mehr Frauen dazu ermutigen, aus der klassischen Rollenverteilung auszubrechen und wieder früher unabhängig von ihrem Lebenspartner zu werden: „Auch heute wird von den Männern noch zu wenig gefordert, sich mehr in den Familienalltag einzubringen – obwohl es in vielen Unternehmen tolle Modelle speziell für diese Lebensphase gibt.“ Aber selbst, wenn man den traditionellen Weg geht, beweist Heike, dass es nicht das Aus für die Karriere bedeuten muss.